6. Dezem­ber 2021

Niemals geht man so ganz

Unter dem Ein­druck des am ver­gan­ge­nen Sams­tag ver­stor­be­nen ehe­ma­li­gen Ober­bür­ger­meis­ters und Ehren­bür­gers der Stadt May­en, Albert Nell, eröff­ne­te Ober­bür­ger­meis­ter Dirk Meid die Sit­zung des Rates im Bür­ger­haus Hau­sen. Die wohl­ge­wähl­ten Wor­te des Ober­bür­ger­meis­ters, Hel­mut Son­der­manns und des CDU-Vor­­­si­t­­zen­­den Mar­tin Reis wür­dig­ten das Lebens­werk des Ver­stor­be­nen. Albert Nell war über 50 Jah­re Mit­glied der CDU Deutsch­lands und trug dabei als Ober­bür­ger­meis­ter von May­en (1976 bis 1990) und als Land­rat in Daun (1990 bis 1999) in beson­de­rem Maße Ver­ant­wor­tung. In die­ser Zeit erlang­te er mit sei­nem aus­glei­chen­den Wesen, sei­ner guten Men­schen­kennt­nis und gelei­tet durch kla­re Grund­wer­te ein hohes Anse­hen über jed­we­de Par­tei­gren­zen hin­weg. Er hat die Ent­wick­lung von May­en maß­geb­lich geprägt und hin­ter­lässt sicht­ba­re Spu­ren im Stadt­bild. Sein uner­war­te­ter Tod mach­te die Mit­glie­der des Rates aller Frak­tio­nen betroffen.

Die Über­lei­tung zum Sit­zungs­ge­sche­hen durch den Ober­bür­ger­meis­ter ver­lief dann lei­der äußerst holp­rig. Tags zuvor hat­ten die Frak­tio­nen von CDU, FDP und Bünd­nis 90 – Die Grü­nen auf­grund der sich zuspit­zen­den pan­de­mi­schen Ent­wick­lung um eine Ver­kür­zung der Tages­ord­nung auf die Ver­ab­schie­dung des Haus­halts gebe­ten. Die­sem Ansin­nen woll­te der OB unter­stützt von der SPD Frak­ti­on absur­der­wei­se zunächst nur sehr halb­her­zig nach­kom­men und argu­men­tier­te mit einer all­ge­mei­nen Sit­zungs­dau­er von 2 Stun­den. Ande­re Räte mögen in die­ser Zeit 40 Tages­ord­nungs­punk­te bera­ten, in May­en funk­tio­niert so etwas bekannt­lich tra­di­tio­nell nicht. Am Ende dau­er­te die ver­kürz­te Sit­zung nur zum Haus­halt noch über 2,5 Stun­den. Bei fast 40 (!) Ände­rungs­an­trä­gen ins­be­son­de­re von den Frei­en Wäh­lern zum Haus­halt wun­dert so etwas aller­dings nicht.

Eben­so uner­freu­lich las sich der Haus­halts­ent­wurf des Ober­bür­ger­meis­ters. In May­en rast der Haus­halts­zug in die­sem Jahr lei­der mehr oder weni­ger unge­bremst Rich­tung Nir­wa­na. Mit einem Fehl­be­trag von fast 5 Mil­lio­nen Euro im lau­fen­den Haus­halt und einer beab­sich­tig­ten neu­en Kre­dit­auf­nah­me von über 12,5 Mil­lio­nen Euro im inves­ti­ven Bereich kann man den städ­ti­schen Haus­halt sicher nicht als gro­ßen Wurf bezeich­nen. Und das Gan­ze bei einem kräf­ti­gen Schluck aus der Pul­le Grund­steu­er mit eine Anhe­bung auf 535 Punk­te. Die­se saf­ti­ge Erhö­hung der Grund­steu­er B haben wir gegen unse­re inne­re Über­zeu­gung mit gro­ßen Bauch­schmer­zen mit­ge­tra­gen. Nicht, weil die CDU-Frak­­ti­on das gerecht­fer­tigt fin­det, son­dern ein­zig und allei­ne aus dem Grund, dass die­se Erhö­hung von der ADD regel­recht ein­ge­for­dert wird. Die Kern­aus­sa­ge von Frau Her­mann, ihres Zei­chens stellv. Prä­si­den­tin der ADD in Trier, in ihrem Vor­trag im Stadt­rat vor weni­gen Wochen war: Machen sie die Erhö­hung der Grund­steu­er B auf den gemit­tel­ten Satz aller Flä­chen­län­der, lässt die ADD sie bei der wei­te­ren Haus­halts­ge­stal­tung im inves­ti­ven Bereich und bei der Gewer­be­steu­er in Ruhe. „Der eine wür­de hier­zu sagen „freund­li­cher Hin­weis“ der ande­re schlicht­weg „Erpres­sung“, Ich per­sön­lich ten­die­re eher zu letz­te­rem“ so der Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de der CDU, Chris­toph Rosen­baum, in sei­ner Haushaltsrede.

Eine Erhö­hung der Auf­wen­dun­gen für das Per­so­nal um über 1 Mio. Euro und eine damit ver­bun­de­ner Stel­len­zu­wachs von ca. 23 Stel­len zeu­gen nicht unbe­dingt von einem eiser­nen Spar­wil­len. Zuge­ge­ben, eini­ge Stel­len beru­hen auf Vor­ga­ben des Bun­des und des Lan­des, wie etwa beim neu­en Kita­ge­setz. Aller­dings ver­misst die CDU etwa posi­ti­ve Ent­wick­lun­gen der fort­schrei­ten­den Digi­ta­li­sie­rung auf den Per­so­nal­kör­per. Alle Ände­rungs­an­trä­ge der CDU-Frak­­ti­on zum Haus­halt wur­den mit gro­ßer Mehr­heit vom Rat ange­nom­men. So wur­den nicht exis­ten­ti­ell not­wen­di­ge Pla­nun­gen gestri­chen und für den Stadt­teil Kür­ren­berg konn­ten 3000 Euro für die immer noch feh­len­den Blu­men­kü­bel auf dem Dorf­platz bereit­ge­stellt wer­den. Eben­falls erhal­ten die soge­nann­ten „Küm­me­rer“ des Dorf­au­to­pro­jekts des Krei­ses im jewei­li­gen Stadt­teil eine Aner­ken­nung für ihr ehren­amt­li­ches Enga­ge­ment in Höhe von 50 Euro pro Monat. War­um Tei­le der SPD dies ablehn­ten, blieb dem Rest des Rates uner­gründ­lich. Für die katho­li­sche KiTa St. Bar­ba­ra wur­de auf Antrag der CDU ein Betrag von 30.000 Euro neu in den Haus­halt ein­ge­stellt. Hier­mit soll eine tem­po­rä­re Con­tain­erlö­sung ermög­licht wer­den, um die seit drei Jah­ren auf­grund von ein­tre­ten­der Näs­se gesperr­ten Kel­ler­räu­me nun end­lich zu kom­pen­sie­ren. „Die­se Maß­nah­me ist der CDU-Frak­­ti­on ein Her­zens­an­lie­gen“ so der stell­ver­tre­ten­de Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de Mar­tin Reis, der gemein­sam mit dem Frak­ti­ons­vor­stand vor weni­gen Tagen vor Ort in St. Bar­ba­ra war und das Gespräch mit den Betrof­fe­nen gesucht hat­te. Die CDU hofft in die­sem Zusam­men­hang auf eine zügi­ge Umset­zung der Maß­nah­me und eben­so auf zeit­na­he Gesprä­che zwi­schen Stadt­ver­wal­tung und Bis­tum über die Zukunft der Gebäu­de der vier katho­li­schen Kitas im Stadt­ge­biet. Für eine ent­spre­chen­de fach­li­che Begut­ach­tung hat die Ver­wal­tung immer­hin Mit­tel für den Haus­halt nach­ge­mel­det. Genü­gend und qua­li­ta­tiv gute Plät­ze in Kin­der­ta­ges­stät­ten sind heu­te ein immenser Stand­ort­vor­teil für eine Kom­mu­ne. Die­se Auf­ga­be sieht die CDU-Frak­­ti­on bei der Mann­schaft um Bereichs­lei­te­rin San­dra Die­t­rich-Fuchs sehr gut auf­ge­ho­ben. Hier­an soll­ten auch die Mit­glie­der der SPD-Frak­­ti­on den­ken, wenn, wie vor weni­gen Tagen im Haupt- und Finanz­aus­schuss gesche­hen, die Abga­be des städ­ti­schen Jugend­amts gefor­dert wird. Es ist schon bemer­kens­wert, dass aus­ge­rech­net Sozi­al­de­mo­kra­ten so etwas nach­hal­tig in den Raum stel­len und es nicht für not­wen­dig erach­ten, sich vor­ab zumin­dest mit den betrof­fe­nen Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern an einen Tisch zu setzen.

Gefor­dert hat­te die CDU-Frak­­ti­on schon seit lan­gem die hal­be Stel­le eines/r Senio­ren­be­auf­trag­ten. Gera­de in den Zei­ten der Pan­de­mie hat es sich gezeigt, wie ver­letz­lich die­se Bevöl­ke­rungs­grup­pe ist und wie­viel Hil­fe unse­re Senio­ren und Senio­rin­nen in der fort­schrei­tend digi­ta­li­sier­ten Welt tat­säch­lich brau­chen. Nach der knap­pen Ableh­nung im ver­gan­ge­nen Jahr haben in die­sem Jahr fast alle Frak­tio­nen – mit Aus­nah­me der SPD — zuge­stimmt. Nun kann die­se Koor­di­na­ti­on ab 2022 in der Stadt­ver­wal­tung geord­net ablau­fen und muss nicht von eini­gen Ver­wal­tungs­mit­ar­bei­tern mal eben neben­her gemacht werden.

Nie­mals geht man so ganz. Am Mitt­woch fin­det nun die nächs­te Rats­sit­zung, die­ses Mal in digi­ta­ler Form, statt. Hier sind noch mehr als 20 Tops abzu­ar­bei­ten, die ver­gan­ge­nen Mitt­woch voll­kom­men zu Recht abge­setzt wur­den. Es wird uns allen bis Weih­nach­ten also sicher­lich nicht lang­wei­lig. Alle Bür­ge­rin­nen und Bür­ger sind herz­lich ein­ge­la­den, der Sit­zung online von der hei­mi­schen Couch bei­zu­woh­nen. Das wür­de die Mit­glie­der des Stadt­ra­tes sicher­lich sehr freuen.