Energiegeladen
Mit Startschwierigkeiten hatte die wahrscheinlich vorerst letzte Sitzung des Stadtrates im Videoformat zu kämpfen. Mehrere Ratsmitglieder konnten sich nicht in das System einwählen und mussten in Folge dessen Unterschlupf bei Ratskollegen suchen.
Zunächst durfte die CDU-Fraktion Rita Giel als neues Ratsmitglied in ihren Reihen begrüßen. Nachdem Tobias Kesßner aus beruflichen Gründen sein Ratsmandat zum Ende des vergangenen Jahres niedergelegt hatte, rückte nun Rita Giel nach und wurde vom Oberbürgermeister per Handschlag in einem Nebenraum des Rathauses coroankonformverpflichtet. „Wir freuen uns sehr auf unsere neue Ratskollegin aus dem Stadtteil Betzing, die zudem unserer Fraktion eine weitere weibliche Note geben wird“ so der Fraktionsvorsitzende Christoph Rosenbaum. Die im Anschluss stattfindendem Wahlen galten dann insbesondere Rita Giel zur Einführung in ihre Ausschuss- und Aufsichtsratsmandate. Mitdem CDU Stadtrat Rainer Dartsch wurde auch ein neuer Vorsitzender des Rechnungsprüfungsausschusses einstimmig gewählt. Rainer Dartsch steht für Kontinuität der erfolgreichen Arbeit von Tobias Keßner in diesem überaus wichtigen Amt.
In der dieses Mal überschaubaren Tagesordnung stand zunächst die Mitteilung der Verwaltung zur Erhöhung der Beförderungsentgelte für Taxen. Aufgrund der immens gestiegenen Kraftstoffpreise und Lohnsteigerungen ein überfälliger Schritt. Fraktionsvorsitzender Rosenbaum wies an dieser Stelle auf die Beförderungspflicht der Taxiunternehmen hin. Ein Thema, welches der Oberbürgermeister mit den beiden betroffenen Unternehmen nochmals wohlwollend besprechen will. Ebenfalls wegen der steigenden Energiepreise wurden die Eintrittspreise für das Nettebad um 2 Euro auf das Vor-Cornaniveau erhöht. Dies gilt zunächst ausdrücklich nicht für den Vereinsschwimmsport. Hintergrund der Erhöhung ist, dass der neu Fernwärmevertrag für das Nettbad praktisch eine Vervierfachung (!) der Wärmekosten bedeutet. Und das bei eingeschränkter Beheizung im Freibad. In der anschließenden Diskussion wurden teils schwere Vorwürfe in Richtung der von der STEAG aus Saarbrücken und den Stadtwerken Mayen gestellten Geschäftsführung gerichtet. Tatsache ist, dass durch den seit langem geplanten und mittlerweile abgeschlossenen Neubau einer modernen Kesselanlage der Fa. Weig die Nutzung kostenloser Abwärme im vergangenen Jahr gen Null ging. Von Seiten derFernwärme gab es aber kein Alternativkonzept hierzu. Mit den exorbitanten Steigerungen auf dem Gasspotmarkt geriet die Fernwärme dann Anfang dieses Jahres in existenzielle Schieflage. Nur durch die Kündigung aller Verträge, durch massive Preiserhöhungen und ein großes Entgegenkommen der Unternehmensgruppe Weig konnte das Ruder herumgerissen werden. Ende 2023 wird wohl erst wieder Abwärme im großen Stil genutzt werden können. Die CDU-Fraktion bleibt an diesem Thema dran.
Unstrittig war im Rat, dass der Innenstadtbereich rund um Marktplatz und Marktstraße besser vor unerlaubten Durchgangsverkehr geschützt werden muss. Die CDU-Fraktion wies an dieser Stelle aber nochmals ausdrücklich auf die Einbeziehung der betroffenen Anlieger, Gewerbetreibenden und Rettungskräfte hin. Somit kann der der Vorlage beigefügte Planungsvorschlag der Verwaltung nur eine Diskussionsgrundlage sein, nicht mehr und nicht weniger. Folgerichtig wurde dann die Ausschreibung zur Erstellung eines Zufahrtschutzkonzeptes einstimmig beschlossen.
Ebenfalls einstimmig wurde die Vorlage zur Antragstellung zum Förderprogram „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ beschlossen. Hierdurch werden der Stadt über 900.000 Euro an Fördermitteln zur Innenstadtbelebung bei einer 90%-Förderung zufließen. Hiervon sollen unter anderem die gastronomische Nutzung des Rathauses ermöglicht werden, in dem hier notwendige Umbaumaßnahmen insbesondere in der Haus- und Sanitärtechnik durchgeführtwerden. Auch soll ein einheitliches Innenstadtmobiliar angeschafft werden. Dank der großzügigen Bundeshilfe einstarkes Zeichen für unsere Innenstadt!
Nicht einstimmig verlief alsdann die Diskussion zu den Themen Renaturierung der Nette im Bereich der Bürresheimerstraße und dem Bau eines Treibgutrechens an der Sagnesmühle. Insbesondere hier gingen die Meinungen über die Wahl des Standortes auseinander. Zwar herrschte Einigkeit darüber, dass ein solcher Treibgutrechen im Falle eines erneuten Hochwassers die Stadtlage vor Treibgut schützen wird. Ob die geplante Lage allerdings sinnvoll ist, war umstritten. CDU-Stadtrat Max Göke hierzu: „Unsere-Fraktion ist mit dem zuständigen Bürgermeister Bernhard Mauel einer Meinung, dass dies ein guter Anfang ist, aber im Oberlauf weitere Schritte in den folgenden Jahren, auch von anderen Gebietskörperschaften, folgen müssen. Hierüber laufen bereits Gespräche auf Verwaltungsebene und wir sind guter Dinge“. Auch die Renaturierung des Netteufers im Bereich der Bürresheimerstraße ist eine sinnhafte Maßnahme, wenngleich der Hochwasserschutz hier nicht im Vordergrund steht. Durch die Aufweitung des Querschnitts wird dem Wasser aber mehr Raum gegeben und abgängige Ufermauern können so naturnah umgebaut werden. Leider werden für die Maßnahme etliche Bäume im Uferbereich gefällt werden müssen. Das Gesicht der Straße wird sich massiv verändern. Aber wo gehobelt wird, fallen bekannterweise auch Späne, oder wie in diesem Fall auch Bäume, die allerdings alle nachgepflanzt werden sollen. Das ist das Versprechen der Stadtverwaltung.
Mit dem Antrag der CDU-Fraktion zur „Elektrischen Infrastruktur im Stadtgebiet“ wurde der Fokus auf ein wichtiges Zukunftsthema gelenkt. Neben Straßen, der Wasser- und Abwasserversorgung und nicht zuletzt der Breitbandversorgung kommt der Versorgung einzelner Grundstücke mit elektrischer Energie eine immer entscheidendere Rolle bei der Erreichung ehrgeizigerKlimaziele zu. Der Stromverbrauch in privaten Haushalten wird durch E‑Mobilität und Heizen mittels Wärmepumpen immens zunehmen. Ob dies der richtige Weg ist, sei dahingestellt. Allerdings gehen die Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele des Bundes eindeutig in diese Richtung. Die Versorgungsleitungen der Energieversorger in den Ortslagen sind allerdings keines Falls auf dieseambitionierten Klimaziele vorbereitet. Es ist jedoch abzusehen, dass auch dies ein entscheidender Faktor für die Weiterentwicklung urbanen Lebens sein wird. „Auch wenn es sich hierbei nicht um eine originäre Aufgabe einer Stadtverwaltung handelt, so muss von hier aus das Gespräch mit den Energieversorgungsunternehmen intensiviert werden. Insbesondere dann, wenn es um den Ausbau von Straßen geht“ so der Fraktionsvorsitzende Rosenbaum. Um der Komplexität des Themas gerecht zu werden, wurde unser Antrag auf eigenen Wunsch hin einstimmig in den Fachausschuss Umwelt, Klima Verkehr und Forst verwiesen. Hier soll unter Einbeziehung der Experten des Energienetzbetreibers dann das weitere Vorgehen beraten und beschlossen werden.
Nach insgesamt gut zwei Stunden weitgehend harmonischer Beratung konnte die vorerst hoffentlich letzte Sitzung des Stadtrates im Videoformat erfreulich zeitig geschlossen werden. Den Stadträtinnen und Stadträten stand noch ein ungewohnt freier Abend zur Verfügung. So kann es ruhig weitergehen!