20. Juli 2022

Über Kunst lässt sich bekanntlich streiten

Ver­gleichs­wei­se har­mo­nisch und auch zügig ver­lief die 26. Sit­zung der aktu­el­len Wahl­pe­ri­ode des Maye­ner Stadt­ra­tes am Mitt­woch­abend. Aller­dings war­te­te die Tages­ord­nung auch mit einer über­schau­ba­ren Anzahl an Tages­ord­nungs­punk­ten auf, die zudem zumin­dest im öffent­li­chen Teil, wenig Kon­flikt­po­ten­ti­al boten. So war es auch nicht ver­wun­der­lich, dass die meis­ten Ent­schei­dun­gen mit gro­ßer Mehr­heit von den durch Krank­heit teils arg dezi­mier­ten Stadt­rats­frak­tio­nen mit­ge­tra­gen wurden.

Ganz im Gegen­satz zur Über­schrift hielt sich der Streit um die Zukunft der Burg­fest­spie­le in Gren­zen. Man war sich im Rat einig, dass man auf­grund von Ent­wick­lun­gen bei der künf­ti­gen Bezah­lung von Schau­spie­lern und dem Büh­nen­per­so­nal aber auch bei Ener­­gie- und sons­ti­gen Kos­ten ins­ge­samt auf die Brem­se tre­ten muss. Sprich: man muss den Spiel­plan ver­schlan­ken und die vor­han­de­nen Res­sour­cen sinn­haft ein­set­zen. Wenn wir unse­re künst­le­ri­sche Qua­li­tät behal­ten wol­len, müs­sen im kom­men­den Jahr Auf­füh­run­gen gestri­chen wer­den. So wird der Diens­tag spiel­frei wer­den, und die Anzahl der Auf­füh­run­gen wird aus­ge­wo­gen redu­ziert. Gleich­sam konn­te sich der Rat auf eine Erhö­hung der Kar­ten­prei­se um 2 Euro eini­gen. Dies gilt für alle Pro­duk­tio­nen mit Aus­nah­me des Fami­li­en­stücks. Auch wenn die Ein­schnit­te — ins­be­son­de­re für die Kul­tur­be­flis­se­nen unter uns — schmerz­haft sind, geht an die­ser Kon­so­li­die­rung kein Weg vor­bei. Dies sah auch die weit über­wie­gen­de Mehr­heit des Stadt­ra­tes so.

Die nach­träg­li­che Ver­än­de­rung des geplan­ten Treib­gut­re­chens an der Sagnes­müh­le geht auf eine Besich­ti­gung einer eben­sol­chen Anla­ge in Süd­deutsch­land zurück. Die CDU-Frak­­ti­on sagt hier: Rich­tig so! Wir begrü­ßen es außer­or­dent­lich, dass man über den Tel­ler­rand hin­aus schaut und von den Erfah­run­gen ande­rer pro­fi­tiert – zudem, wenn die Anla­ge dadurch auch noch güns­ti­ger wird. Alles ande­re als güns­tig ist hin­ge­gen die vom Land gefor­der­te „Kunst am Bau“ an der neu­en KITA in der Wei­ers­bach. Immer­hin 40.000 Euro müs­sen hier laut Vor­ga­be vom Land in die Kunst am Bau inves­tiert wer­den. Die Vor­la­ge der Ver­wal­tung ist Aus­fluss einer Jury­ent­schei­dung, die aus fünf ein­ge­reich­ten Ent­wür­fen den ver­meint­lich Bes­ten aus­ge­wählt hat­te. Die­se Ent­schei­dung war jedoch vor Wochen­frist im Bau­aus­schuss kra­chend durch­ge­fal­len. Nur die drei Mit­glie­der der SPD-Frak­­ti­on woll­ten hier dem Vor­schlag ihres Ober­bür­ger­meis­ters fol­gen. Das pass­te der Ver­wal­tung nicht und so sah sich der Ober­bür­ger­meis­ter dazu beru­fen, die Vor­la­ge ohne Ver­än­de­rung erneut im Stadt­rat auf­zu­ru­fen. Aller­dings wur­den hier Ver­wal­tungs­vor­schrif­ten der Gemein­de­ord­nung nicht beach­tet, so dass der TOP letzt­end­lich abge­setzt wer­den muss­te und wie­der dem Bau­aus­schuss zur Ent­schei­dung vor­ge­legt wer­den muss. Eine kur­ze inhalt­li­che Debat­te konn­te aber nicht ver­hin­dert wer­den. Man kann und muss über Kunst strei­ten dür­fen. Der dem Stadt­rat vor­ge­leg­te Ent­wurf besteht aus 2 Natur­sitz­stei­nen und einer Mobi­le­an­la­ge im Foy­er, die aus ca. 10 far­bi­gen, ver­schie­den geform­ten Acryl­glas­schei­ben besteht. Wahr­schein­lich hät­te jeder Hand­wer­ker ein schlech­tes Gewis­sen, hier­für mehr als 10.000 Euro zu ver­lan­gen – mit dem pas­sen­den zwei­sei­ti­gen künst­le­ri­schen  Erklä­run­gen darf es dann aber auch mal das Vier­fa­che kos­ten. Ange­sichts der schwie­ri­gen Zei­ten, auf die wir alle zusteu­ern, hät­te die CDU-Frak­­ti­on der Vor­la­ge nicht zustim­men kön­nen. „Ich kün­di­ge heu­te bereits an, dass die CDU-Frak­­ti­on nicht beab­sich­tigt, ihre Mei­nung auch in einer wei­te­ren Sit­zung zu die­sem The­ma zu ver­än­dern.“ so der Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de Chris­toph Rosen­baum. Da gibt es also noch erheb­li­chen Klärungsbedarf.

Auch die Vor­la­ge zur Sanie­rung einer Teil­dach­flä­che der Turn­hal­le in der Bach­stra­ße wur­de auf Antrag der CDU-Frak­­ti­on von der Tages­ord­nung genom­men und in den zustän­di­gen Bau­aus­schuss ver­wie­sen. Hier war die Vor­la­ge mit hei­ßer Nadel gestrickt wor­den und man war sich schnell einig, dass die vor­ge­leg­ten Zah­len und Fak­ten einer dezi­dier­ten Über­ar­bei­tung bedür­fen. Es ist zu befürch­ten, dass der vor­ge­se­he­ne Kos­ten­rah­men der Sanie­rung – die­se ist nötig, um die bereits beschlos­se­ne PV-Anla­­ge auf­zu­neh­men – deut­lich über den genann­ten Zah­len lie­gen wird.

Weit­ge­hend ohne Gegen­stim­men und Ent­hal­tun­gen konn­ten die vor­ge­leg­ten Bebau­ungs­plä­ne und Ände­run­gen im Flä­chen­nut­zungs­plan beschlos­sen wer­den. Dies gilt eben­so für die Rena­tu­rie­rungs­ar­bei­ten an Net­te und Nitz sowie für den Neu­bau des vor Jah­res­frist vom Hoch­was­ser zer­stör­ten Kin­der­spiel­plat­zes in Nitz­tal. Es freut die CDU-Frak­­ti­on sehr, dass die Kin­der im kleins­ten der Maye­ner Stadtei­le bald wie­der eine her­vor­ra­gen­de Spiel­mög­lich­keit haben wer­den – und zudem sicher vor dem nächs­ten Hochwasser.

Im nicht­öf­fent­li­chen Teil der Stadt­rats­sit­zung wur­den dann weit­rei­chen­de und klu­ge Ent­schei­dun­gen zum Fort­gang der Pro­jek­te „Gas­tro­no­mie im alten Rat­haus“ und „Hoch­ga­ra­ge“ getrof­fen. Es bleibt bei letz­te­rem zu hof­fen, dass sich genü­gend Inter­es­sier­te fin­den, die sich die Bebau­ung der Grund­stü­cke vor­stel­len kön­nen – und viel­leicht noch viel wich­ti­ger: auch finan­zie­ren kön­nen. Zum Fort­gang eines Kla­ge­ver­fah­rens wur­de zumin­dest im Stadt­rat eben­falls gro­ße Ein­mü­tig­keit erzielt.

Mit gut drei Stun­den war die Sit­zung des Stadt­ra­tes ver­gleichs­wei­se flott über die Büh­ne gegan­gen und so blieb den Mit­glie­dern des Rates noch ein wenig Zeit, die laue Som­mer­nacht mit einem küh­len Getränk aus­klin­gen zu las­sen. Allen feh­len­den Stadt­rats­mit­glie­dern wünscht die CDU-Frak­­ti­on von die­ser Stel­le eine bal­di­ge Genesung.