Entscheidung vertagt
Und täglich grüßt das Murmeltier. In diesen großartigen Blockbuster aus den 90er Jahren fühlte man sich in der jüngsten Sitzung des Stadtrates in die erste Reihe versetzt. In einer emotionalen Debatte zur Neuausrichtung der städtischen Kindertagesstätten wurden im Stadtrat viele Argumente ausgetauscht. Und eine Entscheidung wurde wieder einmal verschoben. Im Verlauf der Debatte wurde auch den vielen Zuhören auf der Tribüne klar, dass die eigentliche Faktenlage der Verwaltung für die Entscheidungsfindung ausgesprochen dünn war. Unseren Antrag zum Bau von zwei 3‑gruppigen Kitas in Hinter Burg und am Erdwall anstatt einer 6‑gruppigen Kita am Erdwall hatte im Vorfeld der Sitzung erhebliche Diskussionen im Bereich der Elternschaft und der sozialen Netzwerke ausgelöst. Die rein wirtschaftliche Begründung der Stadt für den Bau einer Großkita und den damit einhergehenden Kahlschlag in Mayens größten Wohngebieten Hinter-Burg/Am Taubenberg scheint schwer zu vermitteln zu sein. Die Lage und somit die Erreichbarkeit einer Kindertagesstätte ist sicherlich der entscheidende Faktor bei der Planung eines neuen Gebäudes. Es ist unstrittig, dass die beiden Gebäude der Kitas St. Josef und St. Barbara nicht mehr sanierungsfähig sind, zumindest nicht mit einem vertretbaren finanziellen Aufwand. Auch eine zukünftig gesetzlich vorgeschriebene Ganztagsbetreuung ist in beiden Gebäuden bei Beigehaltung der Plätzte nicht umsetzbar. Die Kita St. Josef wird nach Aussagen des zuständigen Trägers zu ca. 80% von Kindern besucht, die fußläufig die Einrichtung erreichen. Zum einen liegt das an der Nähe zu den umliegenden Wohngebieten und zum anderen liegt es daran, dass Teile der Elternschaft nicht über die entsprechenden Verkehrsmittel verfügen. „Es kann aus diesem Grund keine Lösung des Problems sein, die Wohngebiete Hinter-Burg bis hin zum Taubenberg komplett frei von einer fußläufig erreichbaren Kindertagesstätte zu machen. Gerade die Wohnhäuser in dem Bereich Hinter-Burg erfahren seit geraumer Zeit Eigentümerübergänge hin zu jungen Familien mit Kindern“ so der Fraktionsvorsitzende der CDU Christoph Rosenbaum.
Der dann von der SPD-Fraktion in der Sitzung sprichwörtlich aus dem Hut gezauberte Königsweg zur Lösung des Problems skizziert den Bau einer 6‑gruppigen Kita in Hinter Burg – auf dem Gelände des Aschesportplatzes an der Realschule Plus. Allerdings war dies ein alter Hut, da just vor 14 Tagen dieser Vorschlag bereits von der Grünen eingebracht wurde. Grundsätzlich wäre es eine Lösung für den Bereich Hinter-Burg/Taubenberg, allerdings nicht für die Kita am Erdwall. Das entscheidende Problem an der Sache ist aber, dass das Grundstück dem Kreis Mayen-Koblenz gehört. Auch scheint die Kommunikation der SPD-Fraktion mit ihrem Oberbürgermeister nicht durchgängig zu funktionieren. Denn dieser hatte aufgrund des Vorschlags der Grünen bereits den Landrat angeschrieben, ob dieser sich den Verkauf von Grundstücken in Hinter Burg für den Bau einer Kita an die Stadt Mayen vorstellen könnte. Seine prompte Antwort war ein klares „Nein“. Woher nun die SPD Fraktion in der Sache ihren Optimismus nimmt, blieb praktisch unbeantwortet. Die angesprochenen Synergien mit den Kreisschulen beim Bau mögen vordergründig verfangen, haben aber ein entscheidendes Problem: den Zeitplan. Daher bleibt abzuwarten, ob dieser Königsweg nicht schnurstracks in die Sackgasse führt. Die CDU wollte sich aber einer theoretischen Möglichkeit zur Auffindung eines Grundstücks in Hinter-Burg nicht verschließen. Nicht jedoch ohne der Verwaltung umfangreiche Hausaufgaben zur Konkretisierung der Zahlen und Fakten mit auf den Weg zu geben. „Im Oktober muss dann zwingend eine Entscheidung fallen und wir bleiben bei der von uns beantragten Zwei-Standorte-Lösung“ so der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU Mayen Martin Reis in der Debatte.
Buchstäblich nebenbei wurden in der Sitzung einige Bebauungspläne auf die Reise geschickt und der Grundsatzbeschluss zum Entschuldungsprogramm der Kommunen in Rheinland-Pfalz wurde gefasst. Dieser hat zur Folge, dass die Verwaltung im kommenden Jahr einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen muss. Das hatte der Innenminister Ebling im Vorfeld unmissverständlich klar gemacht. Aus diesem Grund hatte die Kämmerei ihre Zustimmung zur Vorabdotierung der Burgfestspiele verweigert und der Oberbürgermeister hatte sie deshalb aus dem Sitzungslauf heraus genommen — um sie nun nach Kritik an diesem Vorgehen in einer Sondersitzung des Stadtrates am kommenden Mittwoch doch beraten zu lassen. Das hätte man bei entsprechender Kommunikation im Vorfeld sicher einfacher haben können.
Ohne große Diskussion entschied der Rat mit Mehrheit für die Umbenennung der „Kirchgasse“ in „Judengasse“. Den Namen, den sie bis 1935 schon einmal trug. Hierzu hatten die Fraktionen die Abstimmung frei gegeben, denn es gab für beide Entscheidungen, die Umbenennung sowie die Beibehaltung des jetzigen Namens, gute und nachvollziehbare Gründe.
Mit Monika Walker hat die Stadt Mayen auf Vorschlag der CDU-Fraktion nun eine neue Schiedsfrau im Schiedsamtsbezirk Mayen II. Wir wünschen Frau Walker allezeit ein gute und ruhige Hand bei der Lösung manch kniffeligen Meinungsverschiedenheiten von Bürgerinnen und Bürger untereinander. Auch wurden eine lange Liste von ehrenamtlichen Schöffen und Hilfsschöffen für den Amtsgerichtsbezirk Mayen aufgestellt. Wir danken allen Mayenerinnen und Mayenern für dieses ehrenamtliche Engagement.
Ungeplante Mehrausgaben von einer dreiviertel Million Euro musste der Stadtrat für die Sofortmaßnahme der Verfüllung von Hohlräumen im Bereich der Straße „Am Layerhof“ und zur Nachzahlung von Stromkosten der Straßenbeleuchtung frei geben. In Bezug auf die Straßenbeleuchtung bleibt festzuhalten, dass hier das Versorgungsunternehmen fehlerhafte Abschläge gestellt hatte. Jedoch hätte irgendjemandem in der Verwaltung bei einer Rechnungskontrolle auffallen müssen, dass das so nicht stimmen konnte. Das muss in Zukunft anders laufen.
Mit nur einer Woche Pause wird sich der Stadtrat dann am kommenden Mittwoch schon wieder zur Sitzung im Rathaussaal einfinden und dann in Sachen Burgfestspiele hoffentlich eine weise und tragfähige Entscheidung treffen. Bereits jetzt wünschte die CDU-Fraktion allen Bürgerinne und Bürgern und vor allem den Schülerinnen und Schülern schöne und erholsame Ferien- oder Urlaubstage.